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Lagertür auf! – Ein installatives Stationentheater bei MyPlace in Wien

16. November 2023
Claudia Schnauer
Wohnen & Leben
Ein Mann mit dunkelblauem Kittel steht in einem Gang mit Lagerräumen, schaut ängstlich nach oben und hält sich links und rechts an jeweils an den roten Türen der Lagerräume fest.

MyPlace-SelfStorage stellt immer wieder kostenlos Platz für Kunst und Kultur zur Verfügung. Unter anderem gab es in einigen Standorten bereits Kunstausstellungen, Klavierkonzerte oder Theateraufführungen. Auch im Wiener Standort waren wieder Schauspieler*innen anzutreffen: Das installative Stationentheater „Lagerkollaps!“ wurde im September und Oktober über mehrere Etagen des MyPlace-Standorts in der Wattgasse vorgeführt. Veronika Glatzner, Gründerin des Vereins TEMPORA – Verein für vorübergehende Kunst zur Entwicklung von Theaterprojekten als Zwischennutzung von leerstehenden Räumen – und Regisseurin des Theaterstücks „Lagerkollaps!" lässt in diesem Interview die Spielzeit bei MyPlace Revue passieren und erklärt uns, wie sie auf die Idee kam, bei einem Selfstorageanbieter zu spielen.

Frau Glatzner, warum spielen Ihre Theaterstücke nur im öffentlichen Raum? Was ist am öffentlichen Raum als Theaterbühne so spannend?

Wir zeigen die Theaterstücke von TEMPORA ausschließlich in zur Zwischennutzung freigegebenen Orten, also leerstehenden Gebäuden, Gassenlokalen oder aber auch betriebenen Geschäftslokalen, die thematisch zu unseren Stücken passen.

Ich bezeichne diese Räume als „halböffentliche“ Räume, denn sie sind entweder öffentlich zugänglich oder von der Straße aus einsichtig.

Mit den Stationentheatern von TEMPORA wollen wir auf den zunehmenden städtischen Leerstand, also leerstehende Erdgeschosslokale, und den Verlust der lebendigen Straße aufmerksam machen und dem entgegenwirken, indem wir Grätzl, also Wiener Quartiere, künstlerisch beleben.

Warum haben Sie sich für Selfstorage als Thema und Location für Ihr Theaterstück entschieden?

Das Phänomen Selfstorage wird von Jahr zu Jahr in der Stadt sichtbarer. Die Nachfrage nach Stauraum wächst stetig. Dies zeigt sich deutlich durch die vielen Lagerunternehmen, die leerstehende Geschäftslokale aufkaufen und sie zu Selfstorages umfunktionieren.

Selfstorage steht demnach für einen sozialen Wandel, der sich im urbanen Raum abbildet: diskontinuierliche Erwerbsbiografien, Flexibilität, biografische Umbrüche, Trennungen und Konsumismus ebenso wie Online-Käufe brauchen zusätzlichen Raum in der Stadt, an dem temporär oder längerfristig eingelagert werden kann. Diesen Bedarf, der durch kleinere und größere Lagerraumanbieter wie MyPlace-SelfStorage gedeckt wird, wollen wir mit „Lagerkollaps!“ aufgreifen und als urbanes Phänomen sichtbar machen.

MyPlace-SelfStorage betreibt derzeit 62 Standorte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Um der Nachfrage nach genügend Lagerraum zu entsprechen, sind weitere acht Filialen in Bau und 28 Standorte in Planung. Darunter das erste MyPlace-Haus in Bremen.

Welche Botschaften möchten Sie mit dem Theaterstück "Lagerkollaps!" vermitteln?

Ein Nachdenken über die Funktion des (Selbst-) Einlagerns von Dingen. Egal ob eigene oder fremde Gegenstände. Ebenso wie von Gedanken, Utopien und Sehnsüchten. Die Fragen, die wir mit „Lagerkollaps!“ aufgreifen, sind unter anderem: Warum lagern wir und warum können wir uns von gewissen Dingen nicht trennen? Wie steht es um die Beziehung von Menschen und Gegenständen ganz allgemein und wie zu den persönlichen Dingen des Lebens im Besonderen? Was sagt Selfstorage über uns als Gesellschaft aus?

Egal ob Unternehmer*in oder Privatperson. Es gibt Situationen, in denen lang- oder auch kurzfristig mehr Platz benötigt wird. Hier finden Sie einige Beispiele, in welchen Anwendungsbereichen ein Lager bei MyPlace nützlich sein kann: https://www.myplace.de/de/lagerraum-mieten/anwendungsbereiche

Was fasziniert das Publikum an dieser Form des Theaters?

Die Unmittelbarkeit des Theatervorgangs. Ganz nah dran zu sein am Geschehen. Eine Theaterrealität in einem alltäglichen Umfeld zu erleben, enthebt die Situation der Distanz, die eine Bühne schafft. Das Publikum fühlt sich somit direkt angesprochen. Mit der Bewegung durch den (halb-) öffentlichen Raum erfahren sich die Zuschauer*innen als aktiv und können neue Stadtteile, Orte und Gebäude erforschen. Gleichzeitig verknüpfen sie Ort, Text und lebendiges Spiel miteinander.

  • Ein Mann mit gelben Pullover steht in einem grauen Gang, an welchem rechts und links jeweils Lagerräume mit roten Türen sind.
  • Eine Frau steht in einem großen Lagerraum mit grauen Wänden und hat einen halbdurchsichtige, dunkelblaue Tuch über sich.
  • Ein Mann mit Brille und gelben Pulli steht an einer Gangecke und schaut um die Ecke in Richtung Kamera.
  • Eine Frau steht in einem großen Lagerraum mit grauen Wänden und hat einen halbdurchsichtige, dunkelblaue Tuch über sich.
  • Ein Mann mit Brille und gelben Pulli steht in einem leeren, großen, grauen Lagerraum und schaut sehr verwundert.

Welche besonderen Herausforderungen gibt es für Sie durch die ungewöhnliche Umgebung? Wie beeinflusst die unkonventionelle Spielstätte die Inszenierung und die Interaktion zwischen den Schauspieler*innen und dem Publikum?

Eine besondere Herausforderung ist meist die Akustik. Diese ist je nach Raum unterschiedlich und die Schauspieler*innen sowie das Publikum müssen sich an diese anpassen. Auch stellen manche Räume eine große Herausforderung für die Bühnenbildner*innen dar. Fragen, die wir uns hier immer vorab stellen, sind: Wie setzt man alltägliche Räume als Bühne in Szene und welche Bühnenelemente, welches Licht etc. braucht es?

Die Unkonventionalität der Räume und ihre ganz spezifische Struktur, Architektur und Geschichte sind aber vor allem Impulsgeber für das Spiel, das sich in Beziehung zu dem Raum oder Raumelementen setzt.

Wie ist das Besucherfeedback auf das Theaterstück in einem Selfstorage-Haus?

Die Besucher*innen waren begeistert, endlich mal einen Selfstorage von innen zu sehen. Besonders den Teil des Abends, der sie durch mehrere Etagen von MyPlace geführt hat, haben sie als Bereicherung empfunden. Das Publikum ist wie gewollt neugierig geworden, welche weiteren Geschichten sich hinter den MyPlace-Türen verbergen.

Denken Sie, dass dieses Theaterstück die Wahrnehmung von Selfstorage-Lagerräumen bei den Zuschauer*innen beeinflussen wird?

Auf jeden Fall. Allein dadurch, dass das Publikum einen Standort von MyPlace-Selfstorage von innen gesehen hat, erlaubt ihnen, sich nun ein konkreteres Bild von der Selfstorage-Nutzung zu machen. Der Abend hat ganz unterschiedliche und zum Teil sehr skurrile Nutzungsformen gezeigt, die beim Publikum bestimmt eine Reflexion ausgelöst haben, ob Selfstorage für sie eine Option ist oder nicht.

Claudia Schnauer

Claudia Schnauer ist seit Januar 2022 Mitarbeiterin der MyPlace-Filiale in Wien Margareten. Dank ihrer umfangreichen Arbeitserfahrung berät sie zahlreiche Kund*innen und verfügt über eine breite Expertise in allen Belangen rund ums Einlagern.